Bereits am Donnerstag haben wir uns hier mit dem Welttag des Buches befasst. Zur Vertiefung nimmt Euch René Waßmer heute in zehn Fragen auf einen Abstecher den literarischen Teilbereich der Großstadtliteratur um das Jahr 1800 mit:
1. Welcher Autor beschreibt in seiner zwischen 1813 und 1817 entstandenen Italienischen Reise einen von 1786 bis 1788 absolvierten Aufenthalt im Land der blühenden Zitronen?
2. Welche europäische Herrscherin vermerkte zu einem der bekanntesten deutschen Großstadtliteraten des 19. Jahrhunderts in ihrem Tagebuch: „Heine ist von den meisten anderen Dichtern verschieden, weil er alle Scheinheiligkeit verachtet, er zeigt sich stets als der, welcher er ist, mit allen menschlichen Eigenschaften und allen menschlichen Fehlern.“?
3. Einer der historisch bedeutsamsten Pariser Plätze ist der Place de Grève, den unter anderem Ludwig Börne in seinen Schilderungen aus Paris (1822–1824) eindrücklich beschreibt. Was meinen Französinnen und Franzosen aufgrund dort geschehener Ereignisse seit etwa 1870, wenn sie von faire la Grève sprechen?
4. Ende der 1820er-Jahre reist Hermann Fürst von Pückler-Muskau nach England, um eine neue Braut zu finden, die seine durch intensive Landschaftsgärtnereien entstandenen Schulden ausgleichen kann. Heute ist Pückler wohl vor allem dank des Fürst-Pückler-Eises bekannt. Der Name welcher südeuropäischen (beinahe Millionen-) Stadt findet sich in der englischen Bezeichnung für diese Süßspeise?
5. Eine der schreibfreudigsten deutschen Großstadtschriftstellerinnen (u.a. Reise durch England und Schottland, 1818) um 1800 ist die Mutter eines 1788 in Danzig geborenen Philosophen. Welchen gemeinsamen Nachnamen trugen beide?
6. Georg Friedrich Rebmann verfasste mit seinen Zeichnungen zu einem Gemälde des jetzigen Zustandes von Paris (1798) unter anderem einen Bericht über das postrevolutionäre Paris. 1803 indes sorgte er, wieder zurück in Deutschland, als Prozessführer gegen einen bekannten südwestdeutschen Räuber für Aufsehen. Wer ist gesucht?
7. Die Vauxhall Gardens mit ihren ausschweifenden Abendunterhaltungen und Feuerwerken sind um 1800 ein klassischer Londoner Vergnügungsort. Wer dagegen heute in Russland den Begriff woksal liest, wird wohl gemeinhin vor was für einem Gebäude stehen?
8. 1775 wurde durch Kaiser Joseph II. der Augarten als „Allen Menschen gewidmeter Erlustigungs-Ort von Ihrem Schaetzer“ öffentlich zugänglich gemacht. In welcher Stadt, die um 1800 unter anderem dank ihrer umfangreichen und in der deutschen Publizistik schwärmerisch beschriebenen Grünanlagen als bedeutendste deutschsprachige Großstadt gelten kann, ist diese Anlage noch heute zu finden?
9. Der Aufklärer und Pädagoge Joachim Heinrich Campe wurde nicht nur wegen seiner Briefe aus Paris (1790) bekannt, sondern auch aufgrund zahlreicher „Verdeutschungen“ von Fremdwörtern. Welches aus dem Lateinischen stammende und „Rat, Zusammenkunft“ bedeutende Wort wollte er als „Afterkirchenversammlung“ übersetzt wissen?
10. "Wenn ich Ihnen sagen wollte, daß am Morgen eines Sommer-Markttages Coventgarden einem eine Straße vorher entgegen duftet, so dürften Sie vielleicht antworten: daß dies der Fall häufig an andern Orten sey: allein ich entsinne mich auch sogar bey den blumenliebenden Italiänern nie den Blumen-Raub ganzer Beete, noch solche vollkommene Gärten auf den Märkten, wie hier, gesehen zu haben.“
So beschreibt der Korrespondent Johann Christian Hüttner 1798 in der Zeitschrift London und Paris einen der damals berühmtesten Londoner Märkte. Wie lange sich solche Zuschreibungen historisch hielten, mag man daran ablesen, dass noch 1956 ein beliebtes Musical seinen Anfang auf dem Blumenmarkt von Coventgarden nahm. Wie ist dessen Titel?