Freitag, 03. Juni 2022
09:30 Uhr, jetzt zu Hause los, sonst wird das mit der Bahn nix mehr. Nehm ich den Bus zum Bahnhof? Nee, die Wartezeit wär Quatsch, bis dahin bin ich zu Fuß auch da. An der nächsten Bushaltestelle: Na gut, hier kommt gerade eh ein Bus vorbei und ich bin schon verschwitzt. Fahre also eine Haltestelle Bus. Dann im Regionalexpress mit niederländischen Pfadfindern weiter. Dann U-Bahn. Dann nochmal Bus. Dann, endlich: Hilden. Hilden?
Hilden - der schönste Teil Düsseldorfs. Würde wahrscheinlich niemand sagen, der hier wohnt.
Natürlich nur ein Zwischenstopp. Mit Quizspielen an Bord startet die Mitfahrgelegenheit Richtung Süden. Wir gönnen uns den Umweg durchs Rheintal, eine Pause am Ufer in St. Goar und winken der Loreley. Da hab ich dann auch endlich mal verstanden, dass die Loreley der Felsen an sich ist, und nicht etwa eine Statue der Sagenfigur, die da irgendwo in der Rheinkurve steht – ups. Na, vielleicht fragt ja jemand am Wochenende danach (Spoiler: Nein.).
Wir kommen also mit guter Laune, schöner Aussicht und minimal gesteigertem Wissen in Mannheim an. Mannheim! Ich war noch nie dort und frage mich, was mir wohl als erstes ins Auge springen wird. Nun ja, es sind schlichtweg andere Quizzer:innen, die – logistisch ähnlich ausgefuchst wie ich (um niemanden „faul“ zu nennen) – ebenfalls das direkt gegenüber dem Luisenpark (der Festivallocation) gelegene Hotel für ihren Aufenthalt gewählt haben. Was passiert dann? Ungefähr folgendes Gespräch: „Gut angekommen?“ – „Ja, ihr auch?“ – „Ja. Ich geh jetzt ins Museum. Kommt ihr mit?“ Natürlich. So haben wir zu dritt die etwa eineinhalb Stunden, in denen die Pforten der Mannheimer Kunsthalle noch geöffnet waren, genutzt, um uns ein wenig berieseln und inspirieren zu lassen – und vielleicht auch hier noch irgendetwas an Wissen für die zahlreichen Quizzes am Wochenende aufzuschnappen (Spoiler: Nein.).
„Nur gucken“: nicht nur im Museum ein angenehmer Zeitvertreib.
Für Leute mit FOMO, so wie mich, ist Zeitdruck im Museum übrigens wie Platzregen im Wanderurlaub: Es ist schon ganz schön und natürlich besser als „gar nichts“, aber gleichzeitig ist es auch wirklich unbefriedigend.
Zur Befriedigung am ersten Abend (diesen Übergang konnte ich nicht ungeschrieben lassen) tragen schließlich einige Teilnehmende des Quizfestivals bei, die bei gutem Essen, ausreichend Getränken und lockeren Unterhaltungen einen schönen Abschluss des Ankommens und gleichzeitig einen tollen Startschuss und Vorgeschmack auf das Wochenende bieten. Denn neben den variantenreichen Quizfragen, die uns noch gestellt werden sollten, machen für viele eben auch die Gemeinschaft und das Miteinander solche DQV-Veranstaltungen aus.
Samstag, 04. Juni 2022
„Ja, is denn schon Frühstück?“ – Ein etwas zermatschtes Gesicht guckt mich im Spiegel an. Passt schon, auf geht’s zu dritt zur auserwählten Frühstückslokalität, die – zu unser aller Neugier, vor allem aber Erschrecken – auch sowas anbietet wie „Dampfnoodle Leberkäs“: eine dicke Scheibe Leberkäs mit Spiegelei und Senf zwischen einer aufgeschnittenen Dampfnudel. Ja, nee, danke, ich nehm nen Kaffee und ein Croissant, bitte.
Gestärkt mit ganz normalen Lebensmitteln in ganz gewöhnlichen Kombinationen geht’s dann endlich in den Luisenpark, der um 9 Uhr öffnet. Ein großes Hallo! Fast nach Zeitplan werden die Teilnehmenden auch von offizieller Seite begrüßt – und dann kein langes Tamtam, es wird gequizzt! Die Weltmeisterschaft (WQC), das prestigeträchtigste Quizturnier des Festivals, steht zuerst auf dem Plan; schließlich soll hier noch etwas erreicht werden, und das geht mutmaßlich am besten, wenn der Geist noch frisch ist.
Wenn die Pappen kommen, wird's ernst im Wettkampfquiz.
Für mich läuft es in den zwei Halbzeiten wie immer: Ich freue mich, dass ich die englischsprachigen Fragen verstehe und glaube sogar stellenweise, etwas Richtiges zu antworten. 41 mal ist mir das in den 240 Fragen gelungen, für mich völlig zufriedenstellend – für andere Quizzer:innen sind das weniger Gesamtpunkte, als sie in einer Halbzeit erreichen konnten.
Von 131 Teilnehmenden können acht Quizzer die 100-Punkte-Marke knacken, darunter Bastian M. Fischer, der als bester U30-Spieler mit 102 Punkten auf Platz 5 rangiert, Steffen Löwe und Tilman Thiry, die bei ihrer diesjährigen Erstteilnahme an einer WCQ mit 103 bzw. 107 Punkten Platz 4 und 2 einnehmen und Sebastian Klussmann, der zu den beiden Zweitplatzierten (der bereits erwähnte Tilman Thiry und Roland Knauff mit je 107 Punkten) einen unheimlichen Vorsprung von 17 Punkten hat und damit deutlich „Deutscher Weltmeister“ wird. Hier könnt ihr euch die Detailergebnisse der deutschen Austragung der WQC genauer anschauen.
Die Top-10 der deutschen WQC (v.l.n.r.): Sebastian Klussmann, Roland Knauff, Tilman Thiry, Steffen Löwe, Pierre Frotscher, Sebastian Jacoby, Max Lüggert, Thorsten Zirkel, René Waßmer. Bastian M. Fischer fehlt hier, dafür ist der beste Ü60-Spieler Klaus Herber dabei.
Nach einer Mittagspause geht es weiter mit drei Runden „Last Quizzer Sitting“. Simples Prinzip: Es werden einzelne Fragen vorgelesen und auf eine Leinwand projiziert, zur Beantwortung einer Frage gibt es 20 Sekunden Zeit. Nach Ablauf dieser 20 Sekunden tauscht man mit einem der Mitspielenden den Antwortbogen und korrigiert einander. Bei der dritten falschen Antwort muss der Tisch verlassen werden, man ist also raus aus dem Quiz und nicht mehr „sitting“.
Die erste Runde moderiert René Waßmer, der dementsprechend auch die Fragen geschrieben hat. Die Fragen beginnen mit sehr gemäßigtem Schwierigkeitsgrad – der Zeitdruck ist als erschwerender Faktor aber nicht zu vernachlässigen – und steigern sich nach hinten raus. Da kann man bei einer Frage nach einem digitalen, optischen Speichermedium mit palindromischem Akronym auch schon mal einen völligen Blackout haben und als Verzweiflungstat die CDC erfinden (gesucht war natürlich die DVD).
Suchbild: Wo sind die drei Last Quizzer sitting, bzw. für die Extrameile: Wer sind sie?
Bei den Fragen von René Waßmer hat am Ende Pascal Bothe die Nase vorn, bzw. den A*sch unten und gewinnt die im DQV allseits bekannte diplomierte Gehirnzelle. Im zweiten Durchlauf werden Fragen aus der Feder von Max Lüggert beantwortet, am längsten „dreifehlerfrei“ bleibt Marius Gunkel. Und da aller guten Dinge ja bekanntlich drei sind, wirft auch Roland Knauff noch mit einem Fragenset um sich, bei dem sich schließlich Thorsten Zirkel als Mann mit dem besten Sitzfleisch durchsetzt.
Schreiben die gerade Abi? – Ein jüngerer Besucher des Luisenparks im Vorbeilaufen an der Gläserfront, der damit wohl den meisten Teilnehmenden ein Kompliment ausgesprochen hat
Genug des Sitzens, im weiteren Verlauf des Abends wird intensiv zugehört: das Audioquiz in maximal Vierer-Teams von Guido Marquardt, schon jetzt berüchtigt für u.a. die Aufgabe, eine Lockheed Super Constellation am Motorengeräusch zu erkennen. Gleichzeitig stellt Guido Marquardt aber auch meine zweitliebste Frage des Wochenendes, als er nach der ersten Runde mit 10 Aufgaben die Teams im Saal fragt: „Wer hat denn 8 Punkte und mehr?“.
Insgesamt gibt es hier aber doch ein schön gemischtes Quiz auf die Ohren, das sich eben wirklich darauf konzentriert, ein Audioquiz und kein Musikquiz zu sein, und dabei nun mal nicht ohne hohen Anspruch bleibt. Gewinnen kann am Ende das Team „Die vier Söhne der Mama Lauda“, bestehend aus Roland Knauff, Kevin Holtmann, Sebastian Klussmann und Sebastian Jacoby.
„Die vier Söhne der Mama Lauda“, v.l.n.r. getauft auf die Namen Roland Knauff, Kevin Holtmann (stark erleuchtet), Sebastian Jacoby und Sebastian Klussmann.
Ende des Quiztags, was nun noch auf dem Plan steht, ist die alljährliche Mitgliederversammlung des DQV. Dazu und zu allem danach bleibt an dieser Stelle nicht viel zu sagen. Wer nicht da sein konnte oder wollte: Schade. Wer gern dabei gewesen wäre, es aber wegen Nicht-Mitgliedschaft nicht durfte: Das lässt sich ändern.
Sonntag, 05. Juni 2022
Ich wünsche mir das zermatschte Gesicht von gestern zurück, das war erträglicher. Umso schöner, dass das Erste, was ich nach dem bewährten Nicht-Dampfnoodle-Frühstück bei Ankunft im Luisenpark bewusst wahrnehme, Folgendes ist: „Besser als wenne ausgeschlafen aussiehst und keinen Spaß gehabt hast.“ Unterschreibe ich sofort, obwohl es gar nicht an mich adressiert war.
Wir starten mit einem Bilderquiz von Sebastian Jacoby in den Sonntag. 50 Bilder und dazugehörige Fragen, erfreulicherweise nicht nur ein „Was ist hier zu sehen?“. Für mein Gefühl ein recht anspruchsvolles Quiz, aber dafür auch mit ein paar anerkennenden Blicken seitens Korrektorin für einige meiner korrekten Lösungen. Mit meinem unausgesprochenen, nicht allzu ernst zu nehmenden Fazit „Ich fand es gut, dass er viele Bilder benutzt hat“ applaudiert der Saal dem Gewinner Roland Knauff – und sieht sich kurz darauf schon beim Programmpunkt Multiple-Choice-Quiz.
Prüfender Blick ins Publikum: Ja, hier sieht doch der Großteil nach einer durchzechten Nacht aus.
Unbestreitbarer Vorteil bei einem Multiple-Choice-Quiz: Man kann jede Frage beantworten. Ob auch korrekt, ist dann die andere Sache. Nachteil bei einem solchen Quiz: Wenn die Antwortmöglichkeiten nicht gut gewählt sind, wird’s schnell fad. Ein Glück, wenn man mit Thorsten Zirkel einen fantastischen Autoren beauftragt hat, der aus einem „schnöden Ankreuztest“ ein wahres Erlebnis zaubert. Mutmaßlich ganz ohne Hexenwerk gewinnt René Waßmer dieses Funquiz – die Benennung und Ausführung der Quizzes neben der WQC als „Funquizzes“ ist übrigens auch der Grund, warum der DQV hierfür keine detaillierten Ergebnistabellen angelegt hat.
„Hat das einer jetzt verstanden?“ – „ Ja, wir machen jetzt ein Quiz.“
Der zweite und letzte Teamwettbewerb des Wochenendes, in diesem Fall mit maximal drei Teammitgliedern, ist ein von Tobias Ritter erdachtes und umgesetztes Verknüpfungsquiz. Wer die Regeln des in vier Teile gegliederten Quiz verstanden hat, kann sich schon mal auf die Schulter klopfen – ich kriege sie hier jetzt jedenfalls nicht mehr ganz zusammen. Ein sehr erfolgreicher Quizzer hat sich dann in meinem Spinnennetz verfangen, und musste in der Folge, mehr oder minder zwangsläufig, mit mir durch dieses Quiz durch. – Danke an dieser Stelle für deine Geduld, auch als mir der Gedankenblitz von dieser einen ehemaligen Bundesministerin kam, die doch Simone mit Vornamen hieß. Simone Heidis. Prost Mahlzeit.
Die Prämien-Gehirnzelle nehmen dann – überraschenderweise – andere mit, namentlich das Team „Watt joule Kelvin?“ (René Waßmer, Sebastian Jacoby, Sebastian Klussmann).
„Stimmt’s?“, fragt dann der nächste Tobias in seinem Quiz, Tobias Hoffmeister. 100 Aussagen, bei denen entschieden werden soll, ob die zu lesenden Aussagen so korrekt sind oder nicht. Um hier auf die richtige Lösung zu kommen, ist sehr viel Fingerspitzengefühl vonnöten, was sich spätestens nach ein paar Aussagen herauskristallisiert. Großen Respekt an Tobias Hoffmeister, der es geschafft hat, in sehr kurzen Aussagen teils wahnsinnig viele Informationen zu verpacken, von denen dann eben manchmal ein Detail nicht stimmt – oft aber auch die Vielzahl an Informationen zu dem Trugschluss führt, „Irgendwas davon muss doch bestimmt falsch sein“. Die beste Spürnase hierfür zeigt am Ende Thorsten Zirkel, der diesen Fun-Wettbewerb gewinnt.
„Stimmt’s?: Mit den Automodellen x, y und z kann man ein H-Kennzeichen beantragen.“ – „In Hannover kann das jeder.“
Aufmerksamen Leserinnen und Lesern wird nicht entgangen sein, dass ich am Samstag im Zusammenhang mit dem Audioquiz (augenzwinkernd) von der zweitbesten Frage des Wochenendes schreibe. Die subjektiv beste Frage – und da höre ich nach Beendigung der Veranstaltung noch vor Ort starke Zustimmung – wird von Jan Kosta im K.O.-Einzelquiz gestellt und lautet wie folgt: „Welchen Titel trugen u. a. Sancho der Friedliche und Jakob III. der Kühne? Der wohl bekannteste Träger des gesuchten Titels wurde allerdings deutlich später, nämlich erst 1945 in Nauen in Brandenburg geboren.“ Die Auflösung (nachzulesen am Ende des Berichts) lässt den Saal im Einklang erstaunen und sorgt sogar für Zwischenapplaus. Zum Schluss applaudiert man dann Steffen Löwe, der sich von niemandem ausknocken lässt und diesen Wettbewerb für sich entscheidet.
Ein weiteres Einzelset im K.O.-Stil von Vanessa Engelhardt wird aus zeitlichen Gründen in Absprache gestrichen – aber hoffentlich bei einer der nächsten zentralen Veranstaltungen nachgeholt.
K.O.-Autor Jan Kostka (l.) mit Einzel-Gewinner Steffen Löwe (r.) und einer Gehirnzelle mit Diplom.
Nachdem das K.O.-Prinzip aus der Einzelrunde dann die meisten Teilnehmenden verstanden und im Bestfall sogar verinnerlicht haben (ein wahrscheinlich eigentlich gar nicht so super komplexes Regel- und Ablaufwerk, erdacht von Manuel Hobiger, das aber volle Konzentration fordert), geht es in eine Doppelrunde mit Fragen von Evelyn Lusga. Nach dem Ausscheiden der übrigen Paare treten Klaus Otto Nagorsnik und David Ritzmann gegen zwei andere Duos im Finale an und gewinnen schließlich das letzte Funquiz des Wochenendes.
David Ritzmann (l.) und Klaus Otto Nagorsnik (r.) haben sich zum Sieg im K.O.-Doppelturnier durchgebissen.
Ein weiteres fantastisches Quiz-Wochenende, an dessen Ende ein Dank stehen muss, insbesondere an Pierre Frotscher, der als Hauptverantwortlicher für die Organisation zuständig war, ebenfalls an die weiteren Vorstände des DQV, sowie die unzähligen freiwilligen Helferinnen und Helfer, die eine unverzichtbare Stütze für Veranstaltungen wie diese sind.
Der Vorstand des DQV, bestehend aus Guido Marquardt, Sebastian Klussmann, Heike Ollesch und dem für das Wochenende maßgeblich verantwortlichen Pierre Frotscher (v.l.n.r.).
Text: Svenja Dahmen
Fotos: Matthias Kemmerer, Steffen Löwe
Auflösung zur K.O.-Einzel-Frage „Welchen Titel trugen u. a. Sancho der Friedliche und Jakob III. der Kühne? Der wohl bekannteste Träger des gesuchten Titels wurde allerdings deutlich später, nämlich erst 1945 in Nauen in Brandenburg geboren.“
– KÖNIG von MALLORCA